
Es sei der reelle 4-dimensionale Vektorraum
gegeben, auf dem das Minkowski-Skalarprodukt (nach H. Minkowski aus Kaunas in Litauen (1864 - 1909))

für
definiert ist. Das Paar
heißt Minkowski-Raum, die Konstante c > 0 Lichtgeschwindigkeit.
Ein Vektor
heißt zeitartig, wenn
,
raumartig, wenn
ist, und lichtartig wenn
ist.
Die Lichtgeschwindigkeit c wird benutzt (etwa in
),
damit man statt der Zeitachse
mit der Dimension [sec] die Koordinatenachse
mit der Dimension [m] bekommt.
Die zeitartigen Vektoren von
bilden einen Kegel
mit dem Rand
,

dem Lichtkegel:
![\begin{picture}(83.00,49.00)%\vector(62.67,9.00)(62.67,49.00)\put(62.67,49.0......,0)[cc]{$x_{1}$ }}\put(83.00,34.33){\makebox(0,0)[cc]{$x_{2}$ }}\end{picture}](img43.gif)
Ein zeitartiger Vektor X heißt zukunftgerichtet, wenn x0 > 0.
Ein zukunftgerichteter zeitartiger Vektor
stellt den 4er-Geschwindigkeitsvektor eines Punktes dar, der im Newtonschen Bild durch
dargestellt wird, und es gilt für den Betrag von
,
also für
dann:
d. h. ein zeitartiger Vektor repräsentiert den 3-dimensionalen
Newtonschen
Geschwindigkeitsvektor
eines Punktes, der sich langsamer als das Licht bewegt. Die Größe
heißt Eigenzeit (,,erlebte Zeit'') eines Teilchens, das sich
entlang X bewegt. Wenn X raumartig ist, ist
imaginär und so nicht erklärt. Ein Teilchen, das sich mit Lichtgeschwindigkeit
bewegt, ein Photon, für das also
gilt, wird dargestellt durch einen lichtartigen Vektor X mit
;
ein solches Teilchen erlebt also keine Eigenzeit. Deshalb ist so die Lichtgeschwindigkeit
auch ,,Grenzgeschwindigkeit''.
Mit (i) folgt die Bilinearität.

und da X zukunftgerichtet ist, gilt

Analog für Y. Wegen der Cauchy-Schwarz'schen Ungleichung ist

Also gilt

Damit können wir das Zwillings-,,paradoxon'' erklären. Denn es gilt:
Für zwei nichtverschwindende, zeitartige und zukunftgerichtete Vektoren ist immer
und wenn zusätzlich X und Y nicht parallel sind, gilt auch:
also die umgekehrte Dreiecksungleichung (wrong-way triangle inequality).
![\begin{picture}(69.00,50.00)%\vector(44.33,10.00)(44.33,50.00)\put(44.33,50.......ox(0,0)[cc]{$X$ }}\put(40.67,32.00){\makebox(0,0)[rc]{$X + Y$ }}\end{picture}](img66.gif)
Ist aber W := X + Y,
kann man für W ein ,,mitbewegtes'' Koordinatensystem einführen,
in welchem
ist.
Dann ist in diesem Koordinatensystem natürlich
und
und
,
damit X + Y = W ist.
Dann ist
und
so daß gilt
Also ist
und
falls
oder X und Y nicht parallel sind.
Man beachte, daß die zulässigen Koordinatenwechsel in
die Minkowski-Längen
als die Quadrate der Eigenzeit
invariant lassen, auch wenn die Koordinaten X
= (x0, x1, x2, x3)
sich ändern können.
Die Eigenzeit entlang W = X + Y ist also länger
als die entlang X und danach entlang Y.
Mit anderen Worten:
| Der Zwilling, der sich entlang dem (scheinbar kürzeren) Vektor X + Y bewegt, wird älter als der, der sich entlang X und dann entlang Y bewegt. |
Natürlich braucht dieser aber einmal viel Energie, um die Geschwindigkeit X in die Y zu ändern; er muß mit Masse M auch seinen Impuls ändern.
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