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Nicht nur zum Spielen

Soundkarten: Technik, Merkmale, Anwendung Früher deutete eine Soundkarte im PC auf die Spiele-Leidenschaft seines Besitzers hin. Im Multimedia-Zeitalter gehört jedoch die Ein- und Ausgabe von Klang und Sprache zum guten Ton. Welche Hardware sich für welchen Anwendungsfall eignet, ist für den Laien angesichts der Fülle verfügbarer Karten nur schwer auszumachen. Unterthema: Standard-Ressourcen einer Soundkarte
Unterthema: Kleines Soundkartenglossar
  Eine gewöhnliche Soundkarte besteht aus drei Funktionsblöcken: A/D-D/A-Wandler konvertieren analoge Tonsignale in digitale Daten und umgekehrt. Der Midi-Teil stellt einerseits eine Schnittstelle für Musikinstrumente nach außen bereit und kann
andererseits Midi-Befehle mittels integriertem oder zusätzlichem Klangmodul (Wavetable) in Töne umsetzen. Die digitale I/O-Sektion schließlich bedient den Joystick, oftmals ist auch noch ein zusätzlicher Port zum Anschluß eines CD-ROM-Laufwerkes verfügbar.

DIN-A Sound Das Synonym für Soundkarten lautete bislang Soundblaster. Die Karten der Firma Creative Labs haben mehrere
De-facto-Standards geschaffen: Soundblaster, Soundblaster Pro und Soundblaster 16. Einige Hersteller versuchten das
Quasi-Monopol von Creative durch möglichst kompatible Nachbauten zu brechen, doch erst als Chipfabrikanten wie Analog
Devices oder Crystal mit dem Aufkommen der Multimedia-Welle das brachliegende Verdienstpotential erkannten, kam der
Markt in Schwung. Plötzlich standen extrem preisgünstige Chips bereit, die selbst ohne Treiber Kompatibilität zu
Soundblaster-Standards boten. Sie brachten aufwendige Mixer, Mikrofonvorverstärker, Plug& Play-Kompatibilität, Midi- und Joystick-Schnittstelle gleich in Silizium gegossen mit. In der zweiten Generation wurde sogar die ISA-Bus-Schnittstelle integriert, das Schlagwort der Ein-Chip-Soundkarte machte die Runde.
Soundkarten der neuen Generation bieten dank PCI-Bus echtes Plug & Play und entlasten das System. Sie
verzichten auf vollständige Soundblaster-Kompatibilität, weshalb sie mit älteren DOS-Spielen nicht harmonieren.
So begannen streßfreiere Zeiten für den Anwender, denn zu den Chipsätzen gehören auch ausgereifte OEM-Treiber für
Windows 95, dank denen selbst sehr preisgünstige Soundkarten relativ problemlos zu installieren sind und im allgemeinen auf Anhieb funktionieren. Die Bedeutung des Soundblaster-Standards dagegen sinkt mit jedem neuen Spiel, das vornehmlich auf
Microsofts Direct-X beziehungsweise Direct Sound und das Windows Sound System aufsetzt. Mit dem Verzicht auf
Soundblaster-Kompatibilität spart man außerdem bis zu zwei DMA-Kanäle, einen IRQ und eine E/A-Adresse, macht also oft
dringend benötigte Ressourcen frei .

Universell und günstig Schon in der Preisklasse bis 100 DM gehören zahlreiche Ausstattungsmerkmale zum Klassen-Standard. Die Hardware unterstützt 8 und 16 Bit Auflösung in Stereo, Samplefrequenzen von 5 bis 48 kHz, gleichzeitige Aufnahme und Wiedergabe (Full Duplex) sowie 3D-Sound. An Anschlüssen sind mindestens ein Line- , Mikrofon- und interner CD-Audio-Eingang, ein Line-Ausgang sowie eine Sub-D-Buchse mit kombiniertem Midi- und Game-Port vorhanden. Das integrierte Wavetable, eine Art Speicher `echter´ Instrumentenklänge für die Midi-Synthese, ist mindestens 1 MBit groß, klingt in 4 MBit Größe aber deutlich besser. Per Pfostenstecker auf der Platine ist das Andocken eines besser klingenden und eventuell mit Effektprozessor versehenen Wavetable-Moduls (WaveBlaster) möglich.
Über den 15poligen Sub-D-Stecker und ein meist nicht im Lieferumfang enthaltenes Adapterkabel finden externe Midi-Geräte
(Keyboards oder reine Klangerzeuger) sowie zwei Joysticks Anschluß an die Soundkarte. Der Midi-Port ist dabei kompatibel
zu MPU-401, ein von der Firma Roland gesetzter Standard. Wichtig: Das Midi-Adapterkabel muß aktiv, also mit integrierter
Elektronik sein, sonst bleibt die einwandfreie Funktion auf der Strecke.
Die preiswerte Soundkartenklasse bietet bereits alles, was die meisten Anwender brauchen: Von der Möglichkeit der
Ton-Aufnahme in den PC über das Musikmachen per Midi-Sequencer bis zur Geräuschuntermalung von Spielen.
Audio-Kompressionsverfahren wie MPEG (erfordert zusätzliche Software) oder Internetanwendungen wie Real Audio und
Telefonie sollten damit funktionieren.

Eins drauf Wer Wert auf eine verzerrungs- und rauschfreie Analog/Digital- und Digital/Analog-Wandlung legt, um den PC als digitale
Bandmaschine zu nutzen, wird bei billigen Karten kaum fündig. Die Unterschiede zu Karten im Preisbereich bis circa 300 DM
liegen dank oftmals identischer Chipsätze vor allem an einem sorgfältigeren Design der Elektronik, ausgereifteren und
leistungsfähigeren Treibern, und - ganz entscheidend - dem verwendeten Wavetable, das mit besseren Sounds gefüllt und einem
Effektprozessor versehen ist.
Damit lassen sich die zwar guten, aber unnatürlich trockenen Sounds mit einer ordentlichen Portion Hall versehen, was sie
kräftig aufwertet. Firmen aus dem professionellen Musikbereich wie Kurzweil, Roland oder E-MU bürgen für hochwertigen Klang auch schon in dieser Preisklasse. Neben dem bekannten Wavetable-Modul der Firma Dream ist das Yamaha DB 50XG immer noch ein Renner, trifft es doch mit seinen eher Techno-orientierten Sounds den Geschmack der typischen Anwendergruppe bestens.

Mucker-Zubehör Der Bereich für die semi-professionellen Anwender ist schon deutlich dünner besiedelt. Im Feld bis circa 1000 DM findet man
Karten mit ausgesucht guter A/D-D/A-Wandlung, die trotz Einbau in einen PC fast schon DAT-Niveau (digitaler
Kassettenrecorder) erreichen. Ausgestattet mit verschiedenen Klangerzeugungsverfahren (Wavetable, Wave Synthese,
Synthesizer) wenden sie sich hauptsächlich an Musiker. Allerdings gibt es in der Ausstattung gewaltige Unterschiede, von der
reinen A/D-D/A-Karte bis zum aufgebohrten Soundblaster-Ersatz mit doppelter Midi-Schnittstelle, Wavetable und Synthesizer.
Bei manchen Karten dient der vorhandene oder erweiterbare Speicher zur Aufnahme und Bearbeitung eigener Samples oder der Verwendung fertiger Sound-Bibliotheken.

Spezialisten Besondere Anwendungen erfordern besondere Lösungen. Wer beispielsweise auf rein digitaler Ebene Audio in den PC hinein und wieder heraus transferieren will und dabei sogar mit bis zu 24 Bit Auflösung arbeitet, kann zwischen verschiedenen
Digital-In/Out-Karten (SPDIF) wählen. Die meisten Angebote dieser Kategorie richten sich an professionelle Musiker zum
Beispiel zur Produktion eigener CDs, haben Schnittstellen zu Mehrspurdigitalrecordern oder führen dank leistungsfähigem DSP
on Board alle Veränderungen am Audiomaterial in Echtzeit ohne CPU-Belastung durch. Letzteres erfordert allerdings meist auch eine spezielle Software. Mit einem Standard-Windows-Treiber darf man dann nicht rechnen. Im Gegensatz zu normalen
ISA-Bus-Soundkarten sind die Spezialisten oft für den schnelleren PCI-Bus ausgelegt.

PCI im Kommen Theoretisch reicht der ISA-Bus für Audio-Anwendungen vollkommen aus. In der Praxis bietet er jedoch nur eingeschränktes Plug & Play, läßt sich von PCI-Bus Hardware aus dem Tritt bringen und bremst via DMA-Transfer das ganze System aus. Der Trend lautet daher PCI, und bereits jetzt sind mehrere PCI-Soundkarten auf dem Markt. Sie bieten eine praktisch identische
Ausstattung zu den Modellen am ISA-Bus, jedoch volles Plug&Play, eine geringere effektive Systembelastung und eine Treiberemulation für Soundblasterkompatibilität. Man sollte sich hier jedoch keinen Illusionen hingeben: Wer alte Spiele weiter genießen will, wird mit der Emulation kaum glücklich.