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Klangspiele

Drei aktuelle Soundkarten für den Windows-PCNach wie vor zählt klingendes Equipment zu den Verkaufsschlagern im Computer-Shop. Und ebenso dauerhaft gelten die Soundkarten als installationstückisch und ressourcenfressend. So mancher erhofft sich eine einfache Inbetriebnahme von modernen Vertretern der Soundkarten-Spezies, die mit PCI-Steckkontakten aufwarten. Ob die sich selbstverständlich reibungsloser installieren lassen als ihre aktuellen ISA-Gegenspieler, galt es zu prüfen.

Soundblaster AWE 64 Gold
Der große Bruder der Value Edition gibt sich bereits beim Auspacken als solcher zu erkennen: In der vergoldeten Version wurden die Line- und Mikrofon-In-Buchsen (Miniklinke) appliziert, der Line Out ist gar als goldige Cinch-Variante ausgeführt. Außerdem ist die Gold ein gutes Stück länger - sie trägt einen weiteren DSP, der für Hall- und Chorus-Effekte verantwortlich zeichnet. Auch eine andere Spielart des 3D-Sounds scheint dieser Chip zu produzieren, was sich hörend zwar nur schwer nachvollziehen läßt, ein extra beigefügtes Demonstrationsprogramm mit heftig umherrschwirrendem Helikopter jedoch nahelegt. Weitere Indizien für das Attribut Gold liefert ein zusätzliches Slot-Blech mit einem S/PDIF-Out, der den Karten-Output mit 20 Bit digital bereitstellt. Auch das Sample-RAM beweist mit 4 MByte Kapazität praxisnahe Überlegenheit.@Normal:Ansonsten sind sich Gold und Value Edition ähnlicher als noch bei unserem Soundkarten-Test im letzten Jahr. Die Audio-Werte unterscheiden sich nur marginal, der Synthesizer der Gold klingt aufgrund des identisch bemessenen Sample-ROMs keinen Deut besser. Unterschiede werden bei der Begutachtung der Software deutlich: die Gold beglückt ihre Käufer nämlich mit Cubasis Audio, der Einsteigerversion der Audio/MIDI-Sequenzer aus dem Hause Steinberg. Und damit läßt sich bereits richtig `amtlich´ arbeiten. Mit der günstigen Verwandtschaft teilt die Karte ihre unspektakuläre Installation - und leider auch die kaum erwähnenswerte gedruckte Dokumentation. Zwar sieht sich der Anwender mit allerhand `Paperware´ konfrontiert, doch versucht die ihn nur zum Kauf von weiterem Creative-Labs-Zubehör zu bewegen. Eine geradezu perfide Firmenpolitik: Falls es wirklich um umweltpolitische Erwägungen hinsichtlich Papiereinsparung ginge, könnte man die Werbung ebensogut im HTML-Format auf CD brennen, oder? Was für die Value Edition gilt, muß auch für die Gold angeführt werden: Besser sind in dieser illustren Runde in der Abteilung Digital Audio nur wenige, der Synthesizer spielt solide, wenn auch ohne Ambitionen für die Oberliga - zumindest in der Grundausstattung. Daß der soundhungrige Emu-Chip bei Bedarf auf über 20 MByte RAM zugreifen darf, freut den kreativen Musiker.
Mediatrix Audiotrix 3D XGBei der kanadischen Firma Mediatrix verläßt man sich ganz auf Chips von Yamaha. Für Synthesizer-Sound der gehobenen Klasse sorgt ein Yamaha-DB-60XG Wavetable-Board (vier MB Sample-ROM), und auch die AD/DA-Wandlung sowie der Effekt -DSP stammen aus gleichem Hause. minpic03.jpg

Ein hochkomplexer Chip von S 3, wenige weitere Bauteile, fertig ist die PCI-Soundkarte - bis auf die Treiber ...Auf der kommunikativen Seite gibt sich die `Audiotrix´ konventionell. Erfreulich: Die Kanadier legen ihrem Produkt das notwendige MIDI-Adapterkabel bei. Clevererweise sind dort die MIDI-Anschlüsse als Buchsen ausgelegt, so daß man das Ganze durch Verwenden normaler MIDI-Kabel problemlos verlängern kann. Die praktische Erprobung der Audiotrix 3D läßt zunächst ein Installationsdesaster über den Testcomputer hereinbrechen. Bereits nach der mechanischen Verankerung im ISA-Slot streikt beim darauffolgenden Booten der SCSI-Adapter, auch die Windows-Treiber der Grafikkarte (Matrox Mystique) werden brutal aus dem System gekegelt. Grund: Die Karte belegt dreist Interrupt 9 und 10, die eigentlich per Plug & Play bereits den Erstgenannten zugewiesen waren. Der Versuch, der Audiotrix freie Ressourcen zuzuweisen, resultiert in einem kompletten Systemabsturz, trotz rasch entfernter Audio-Hardware darf der Tester anschließend das komplette Windows 95 neu installieren. Danke! Bei näherer Inspektion ergibt sich folgendes: In der `Normalkonfiguration´ belegt die Karte IRQ 5 und 10, Nummer 5 war aber per BIOS nicht für P&P freigegeben, so daß die `Audiotrix´ auf IRQ 9 auswich. Bedenklich dabei: Im BIOS sind sowohl IRQ 9 und 10 für den PCI-Bus reserviert. Ebenfalls nachdenklich stimmt, daß mit neu installiertem W95 Plug & Play nicht mehr funktionierte, die Karte mußte manuell installiert werden. Zwei Stunden später läuft die Karte dann auf einem seiner SCSI-Schnittstelle beraubten Testrechner. Vorbildlich allerdings die Treiberunterstützung für Windows NT, 3.11, OS/2 und DOS - sogar für W98 lagen bereits Beta-Treiber bei. Gute Noten sichert sich die `Audiotrix´ in der Wavetable-Abteilung. Yamahas XG(eXtended General MIDI)-Boards gehören zum Besten, was die Soundkarten-Branche anzubieten hat. Angenehm zudem, daß Yamahas XG-Karten weit weniger nach `GM-Dose´ klingen als viele andere Chipsätze heutzutage. Mit ordentlichen Leistungen wartet im Hörtest die Digital-Audio-Sektion auf. Die in höchster Qualität gesampelte CD bringt zwar im Vergleich zum Original etwas wenig Druck im Baßbereich, doch dürfte dies nur bei guten Abhöranlagen ernsthaft auffallen. Ordentliche Noten heimst die umfangreiche Effektsektion ein, die sowohl Digital-Audio als auch dem XG-Board zur Verfügung steht. Neben Hall und Chorus läßt sich auch noch eine dritte Effektgruppe namens `Variation´ dem Signal hinzumischen. Die Software-Ausstattung der Audiotrix ist anständig: Cakewalk Express, Cool Edit Pro in einer zur Vollversion upgradebaren Lite-Version sowie diverse System-Tools tummeln sich auf der Installations-CD, das Handbuch spricht sogar von einem XG-Instrumenten-Editor, den wir aber auch bei längeren Expeditionen in die Tiefen der Dateistruktur nicht finden konnten. Ohnehin gehören Handbuch und System-Software, etwa der Mixer zum Konfigurieren der gerade aktiven Eingänge, nicht gerade zum Intuitivsten, was die Computer-Branche in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Wichtige Parameter verteilt auf zig Fenster - das ist nicht mehr zeitgemäß. Kurzum, das Herausragende an der Audiotrix XG 3D ist ihr Yamaha-XG-Wavetable-Board. Keine andere Karte, auch nicht die Turtle Beach Pinnacle oder die Terratec EWS 64 kann diesem Daughter-Board das Wasser reichen.

Terratec EWS 64 XLBereits in der c't 15/97 [2] haben wir die EWS ausführlich vorgestellt, deshalb hier nur die wesentlichen Features in Kürze - und die nachgereichten Meßergebnisse. Zunächst stellt die EWS64XL das normale Repertoire an Aus- und Eingängen bereit, erweitert dieses Spektrum aber um einen zweiten Satz Line- und MIDI-Buchsen, einen digitalen Eingang (umschaltbar optisch/koax) sowie zwei digitale Ausgänge (fest Line 1 und 2 zugeordnet). Die Digital-Audio-Sektion arbeitet mit 16-Bit-DA-Wandlung und greift auf die bewährten Crystal-Chips zurück. Diese Baugruppe (`Codec´), zu der auch Teile der herkömmlichen Mixersektion gehören, ist für DOS-Spiele und Standard-Windows-Applikationen als Wiedergabe-/Aufnahmekanal gedacht. Herz der zweiten Sektion ist ein DSP von Dream, der über 18-Bit-Wandler von Philips mit der Außenwelt kommuniziert. Der DSP unterstützt die Wiedergabe von bis zu 32 stereophonen Audio-Kanälen, die sich auf die beiden digitalen und analogen Outs routen lassen. Ferner sorgt der Dream-Chip für gepflegten Wavetable-Sound, der maximal 64stimmig erklingen kann. Der Synthesizer greift nicht auf ein festes Soundset im ROM zurück, sondern wird über das Sample-RAM der EWS mit Klängen gefüttert. Zwei MByte RAM befinden sich direkt auf der Karte, bis zu 64 MB lassen über den SIMM-Sockel (72 Pin) ergänzen. Der EWS 64 liegt ein Vier-MByte-SIMM bei, so daß insgesamt sechs MByte Sample-RAM bereitstehen. Der Dream-Chip ist darüber hinaus für die Effektsektion der EWS 64 zuständig. Neben Hall und Chorus läßt sich auch ein Vierband-EQ zwecks Optimierung des Frequenzgangs noch hinzuschalten. Die Effektsektion steht übrigens allen Audio-Wegen der Karte zur Verfügung, nicht nur dem Onboard-Synthesizer. minpic05.jpg Im Huckepack: die Audiotrix mit dem Yamaha XG 60-Board.minpic04.jpg Terrarec EWS 64 XL: Der Einschub für den Diskettenschacht trägt Midi- und Digitalschnittstellen.

Die Installation verläuft streßfrei. Das komplett in Assembler programmierte Treiberpaket installierte sich ohne Murren und Knurren. Wer das zweite MIDI-Interface benutzen möchte, kommt allerdings nicht umhin, dieses manuell über ein DOS-Fensterchen nachträglich zu aktivieren. Das Software-Bündel der EWS 64 ist recht ordentlich geschnürt. Als Sequencer liegt Steinbergs Cubasis AV-XL bei. Erwähnenswert auch der Wave-Editor `Edison Wave´, eine Light-Version des bekannten `Samplitude´ aus dem Hause SEK´D. Den seit langem angekündigten Editor `Edison´ zum Basteln eigener Instrumentenklänge muß Terratec noch nachreichen - weniger begeisternd. Hörtests und Messungen bescheinigen der EWS 64 gute bis sehr gute Leistungen in den Bereichen MIDI und Audio. Der GS-Synthesizer läßt viele seiner Kollegen mit schwächerer Sound-Bestückung ziemlich alt aussehen und liefert ein sehr druckvolles Klangbild. Überzeugend präsentiert sich die Digital-Audio-Abteilung, bis auf ein leises, aber deutlich vernehmbares Pfeifen. Tadellos operiert der mit 18 Bit wandelnde Dream-Chip. Nicht so gut bestellt ist es um Dokumentation und logische Gestaltung der Benutzeroberfläche. Häufig muß man erst in der Online-Hilfe oder im Handbuch blättern, um den Mysterien dieser Karte auf die Spur zu kommen. Trotzdem: Soviel Funktionalität auf einer einzigen ISA-Karte grenzt an ein kleines Wunder. Vom simplen Soundblaster-Clone bis hin zur anspruchsvollen Multimedia-Audiowork-Station, ist der EWS 64 XL kaum eine Aufgabe fremd.