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Bezugssysteme für die Lagebeschreibung von Punkten

1. Einleitung

In der Bundesrepublik Deutschland werden im Vermessungs- und Kartenwesen vornehmlich GAUß-KRÜGER-Koordinaten zur Beschreibung der Lage von Punkten verwendet. Für überregionale Anwendungen sind daneben aber UTM-Koordinaten und in zunehmendem Maße UTM- oder geografische Koordinaten in einem weltweiten Bezugssystem, nämlich dem WGS84, gefragt. Auf dem Gebiet der ehemaligen DDR existiert zudem ein "System 42/83".

2.1 Was ist ein geodätisches Bezugssystem?

Jeder weiß, dass die geografischen Koordinaten (Länge L und Breite B) auf einer Kugel oder besser auf einem Rotationsellipsoid definiert sind und sich ihre Zählung auf den Äquator (B=0°) bzw. den Nullmeridian durch Greenwich (L=0°) beziehen. Dennoch misst niemand, wenn er Koordinaten eines Punktes bestimmen will, am Beginn der Zählung los. Stets - im Vermessungswesen, in der Navigation und beim Wandern - bezieht man sich auf bereits Vermessenes (Festpunkte, topographische Objekte, Funkfeuer usw.). Einmal muss aber doch der Bezug zu den Zählachsen für ein Gebiet festgelegt worden sein. Auch das Rotationsellipsoid, mit dem man die Erdfigur annähert und auf dem die geografischen Koordinaten letztlich gelten, muss einmal definiert werden. Diese Aufgaben nennt man dann die Festlegung eines geodätischen Datums. Oft wird auch vom geodätischen Bezugs- oder Referenzsystem gesprochen. Früher erfolgte die Datumsfestlegung durch astronomische Beobachtungen; seit einigen Jahrzehnten wird hierzu die Satellitentechnik eingesetzt. Sie haben ebene Koordinaten vorliegen und keine geografischen. Was hat das oben Gesagte also überhaupt mit der Lagekoordinatenangabe zu tun? Ganz einfach: Geografische Koordinaten lassen eindeutig in ebene Koordinaten umrechnen und umgekehrt. Also: Die ebenen Koordinaten sind letztlich auch in einem geodätischen Referenzsystem gegeben.

Merke:
Sowohl bei ebenen Koordinaten als auch den zugehörigen geografischen Koordinaten liegt ein geodätisches Datum zugrunde.

Bezogen auf dasselbe Datum kann man problemlos ebene Koordinaten in geografische umrechnen und umgekehrt. Die astronomischen Messungen für das bis heute im Einsatz befindliche wichtigste Referenzsystem in Deutschland reichen ins 19. Jahrhundert zurück. Das geodätische Datum der deutschen Landesvermessung wird mit DHDN (für Deutsches Haupt-DreiecksNetz) bezeichnet. Üblich sind auch die Bezeichnungen "Rauenberg-Datum" oder (irrtümlich) "Potsdam-Datum". Merke:
Die ebenen Koordinaten der deutschen Landesvermessung heißen GAUß- KRÜGER-Koordinaten und beziehen sich auf das BESSEL-Ellipsoid im DHDN. In Deutschland wird neben den Gauß-Krüger-Koordinaten im DHDN vor allem im militärischen Bereich das Europäische Datum 1950 (ED50) verwendet. Also ein anderes geodätisches Bezugssystem mit einem anderen Ellipsoid, dem internationalen Ellipsoid, auch HAYFORD-Ellipsoid genannt. ED50 ist in ganz Europa (bis etwa zum 16. Längengrad nach Osten hin) über Landesgrenzen hinweg definiert. Dann müsste es ja auch neben geografischen Koordinaten ein ebenes Koordinatensystem (Meridianstreifensystem) bezogen auf ED50 geben! Quasi "GAUß-KRÜGER im ED50" oder so. Gibt es auch: Es nennt sich aber UTM (Universale Transversale Mercatorprojektion); die Abbildungsformeln für UTM unterscheiden sich nur geringfügig von denjenigen bei GAUß-KRÜGER. In vielen militärischen Karten ist ein UTM-Koordinatengitter eingedruckt. Statt Meridianstreifen wird bei UTM von der UTM-Zone gesprochen.

Jetzt wird direkt klar, was sich hinter dem WGS84 verbirgt: Ein weiteres geodätisches Datum mit einem wieder eigenen Rotationsellipsoid. WGS84 ist vor allem deshalb so bedeutend, weil sich hierauf das in Geodäsie und Navigation wichtige Satellitensystem GPS bezieht (Global Positioning System); GPS liefert die Koordinaten originär immer im WGS84. WGS steht für World Geodetic System, 84 für die Jahreszahl. WGS84 ist ein weltweit definiertes und genutztes geodätisches Datum. Auch bei WGS84 ist ein ebenes Koordinatensystem mit der UTM-Abbildung definiert. UTM ist also nicht UTM, es kommt auch auf das zugrunde liegende geodätische Bezugssystem an. Auf dem Gebiet der fünf neuen Bundesländer gibt es aus den Zeiten des Warschauer Pakts neben dem DHDN auch noch das sogenannte "System 42/83" (S42/83). Es wurde für militärische Zwecke unter strenger Geheimhaltung gewartet und benutzt. Bis heute ist dieses System "DDR-weit" am genauesten definiert. Als ebene Koordinaten werden im S42/83 Gauß-Krüger-Koordinaten auf dem Ellipsoid von Krassowsky berechnet. Jetzt können wir den Satz der Einleitung mit der eigentlich erforderlichen Präzision formulieren: "In der Bundesrepublik Deutschland werden im Vermessungs- und Kartenwesen vornehmlich GAUß-KRÜGER-Koordinaten im DHDN zur Beschreibung der Lage von Punkten verwendet. Für überregionale Anwendungen finden daneben aber UTM-Koordinaten bezogen auf ED50 und in zunehmendem Maße UTM- oder geografische Koordinaten in einem weltweiten (globalen) Bezugssystem, nämlich dem WGS84, Verwendung." Die Festlegung des geodätischen Bezugssystems für die Gebrauchskoordinaten einer Landesvermessung hat weitreichende Konsequenzen: Eine große Zahl von Positionsangaben, Karten, Plänen und digitalen Datenbeständen in Verwaltungen und Wirtschaft liegen in diesem System vor. Eine Änderung dieser Grundlage muss daher über Jahrzehnte hin vermieden werden.

2.2 GAUß-KRÜGER-Abbildung und UTM-Abbildung

Da sich die Erdfigur nicht verzerrungsfrei in die Ebene abbilden lässt, beziehen sich ebene Koordinaten immer auf einen Meridianstreifen, der bei UTM stets Zone genannt wird. Bei GAUß-KRÜGER-Koordinaten sind die Meridianstreifen 3° breit; bei UTM (sei es im ED50 oder im WGS84) haben die Zonen stets eine Ausdehnung von 6°. Die Zählung des Hochwertes beginnt am Äquator, die des Rechtswertes prinzipiell am Mittelmeridian des Meridianstreifens. Um aber keine negativen Rechtswerte zu erhalten, wird dem Mittelmeridian der Rechtswert 500000m (500 km) zugewiesen. Statt der Zonenangabe wie bei UTM wird bei den GAUß-KRÜGER-Koordinaten eine Kennziffer für den betreffenden Meridianstreifen an die 1000000m-Stelle vor den Rechtswert gesetzt. Die Kennziffer K ergibt sich für jeden Meridianstreifen aus: K = Länge des Mittelmeridians/3
In der Bundesrepublik Deutschland kommen folglich die Kennziffern 2, 3, 4 und 5 vor (Mittelmeridiane 6°, 9°, 12° und15°).
Die UTM-Zonen sind: 31, 32 und 33 (Mittelmeridiane 3°, 9° und 15°).

Merke:

Der Zonenangabe bei UTM-Koordinaten entspricht bei GAUß-KRÜGER-Koordinaten die Meridianstreifenkennziffer, die im Rechtswert verschlüsselt ist.

3. Bezugssysteme

Nachstehend folgt in knapp gehaltener Form das Wichtigste zu den Bezugssystemen, die auf dem Gebiet von Deutschland Verwendung finden.

3.1 DHDN (DeutschesHauptDreiecksNetz)

- Anwendungsgebiete
Das DHDN ist die Grundlage für das Gebrauchskoordinatensystem der Landesvermessung in den alten Bundesländern. Die meisten raumbezogenen Informationen liegen daher heute in diesem Datum vor. Hierzu zählen insbesondere amtliche Vermessungspunkte, topographische Karten, Katasterrahmenkarten, automatisiertes Liegenschaftskataster, Bestandspläne von Leitungsbetreibern usw.
- Geltungsbereich
ehemalige BRD, also die alten Bundesländer
- Definition
Grundlage amtlicher Vermessungen in den alten Bundesländern ist das DHDN. Es ist gelagert auf dem BESSEL-Ellipsoid mit dem Zentralpunkt Rauenberg.
- Koordinaten
a) ellipsoidische Länge L und Breite B
b) ebene GAUß-KRÜGER-Koordinaten in 3° breiten Streifen
(Mittelmeridiane 6°, 9°, 12°, 15°)
- Geschichtliche Entwicklung

 

 

Die Punkte des DHDN sind durch Triangulation bestimmt worden. Erste Dreiecksnetze wurden in Preußen ab 1832 von Ostpreußen an entlang der Küste bis nach Berlin und Lübeck beobachtet. Im Königreich Hannover war durch den in London residierenden König Georg IV bereits im Jahr 1828 eine Landesvermessung angeordnet worden, die von dem Mathematiker Carl Friedrich Gauß, der seit 1991 auf dem 10-DM-Schein dargestellt ist, geleitet wurde.

Das Hauptdreiecksnetz in Niedersachsen wurde von der preußischen Landesaufnahme in den Jahren 1875 -1887 gemessen. In großen Ketten wurden ganze Provinzen umspannt (Hannoversche Dreieckskette) und die Zwischenräume durch Füllnetze (z.B. Wesernetz) geschlossen.

Die Zielpunkte wurden bei günstiger Witterung am Tage durch Heliotropen, die das Sonnenlicht durch Spiegelung in der Richtung des Zielstrahles warfen, oder durch künstliche Leuchtgeräte in der Nacht sichtbar gemacht. Zur Bestimmung der Längen der Dreiecksseiten wurden in Abständen von 200 - 300 km Grundlinien (Basen) von 6 - 10 km Länge mit großer Genauigkeit (bis 1905 mit Metallstäben, danach mit Invardrähten) gemessen. Das Hauptdreiecksnetz wurde durch Folgenetze in stufenweiser Anordnung "vom Großen ins Kleine" verdichtet (= LS 200). In den Jahren 1955 bis 1973 wurden im niedersächsischen Anteil am DHDN Ergänzungsmessungen durchgeführt, bis zum Beginn der 90er Jahre wurden die Verdichtungsnetze (zuletzt mit GPS) neu vermessen (= LS 100). Ab 1866 wurden die Netze von SCHREIBER nach Westen weitergeführt (SCHREIBER-scher Block: nördlich des Mains, westlich der Linie Flensburg-Hof), sodass ein das gesamte preußische Staatsgebiet überdeckendes Triangulationsnetz entstand. Die Lagerung der preußischen Netze geschah im Punkte Rauenberg. Zur Orientierung diente das Azimut vom TP Rauenberg zur Marienkirche in Berlin. Der Maßstab ist aus fünf Basismessungen (Berlin, Braak, Göttingen, Meppen, Bonn) abgeleitet. Die Rechenfläche war das BESSEL-Ellipsoid.

Bei geodätischen Arbeiten längs der Landesgrenze machte sich der Umstand der selbstständigen Landesnetzorientierungen und -lagerungen störend bemerkbar. Ab 1923 wurde ein deutsches Einheitssystem in Angriff genommen. Die bestehenden Netze wurden angefeldert, was aber zu erheblichen Spannungen führte. Deshalb fand ab 1925 die Neutriangulation von Bayern, Baden, Württenberg, Schlesien, Pommern, Mecklenburg und Schleswig-Holstein statt. Zur Berechnung des gesamten als Reichsdreiecksnetzes (RDN) bezeichneten Gebildes wurden in den Jahren 1937 – 1940 vom damaligen Reichsamt für Landesaufnahme die süddeutschen Netze angefeldert. Entsprechend verfuhr man mit den seit 1899 neu gemessenen Netzteilen östlich der Elbe. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Erhaltung des RDN in den alten Bundesländern als Deutsches Hauptdreiecksnetz (DHDN) von den Landesvermessungsverwaltungen übernommen. Auch die niedersächsischen Erneuerungarbeiten mit dem Ziel des Lagestatus 100 behielten das Rauenberg-Datum bei.

Die Koordinaten der Punkte wurden lediglich homogenisiert, was zu einem einheitlichen Maßstab (Legalmeter Niedersachsen) führte. Für die Pflege des Lagefestpunktfeldes (in Niedersachsen durch die "Landesvermessung und Geobasisinformation Niedersachsen", bis 1996 "Landesverwaltungsamt, Abteilung Landesvemessung") wird bis heute das DHDN benutzt. Die Landesvermessungsbehörden und geodätischen Forschungsinstitute arbeiten länderübergreifend im Rahme der AdV (Arbeitsgemeinschaft der Vermessungsverwaltungen der Länder der Bundesrepublik Deutschland) an einer genaueren Festlegung der geodätischen Bezugssysteme.

Fazit:
a) Das DHDN ist definiert als der auf das Gebiet der ehemaligen BRD entfallende Anteil des RDN.
b) Für das Gebiet der ehemaligen DDR wird mit dem System S40 ein mit dem DHDN nahezu identisches System verwendet. Allerdings ist das S40 zu "DDR-Zeiten" bewusst nur mit geringerer Genauigkeit gepflegt und verfügbar gemacht worden.

3.2 ED50 (Europäisches Datum 1950)

Anwendungsgebiete
ED50 ist das geodätische Datum für nahezu alle militärgeografischen Unterlagen der NATO. ED50 wird zudem für einige Vorhaben herangezogen, die sich über das Gebiet mehrerer Staaten erstrecken, wie z.B. im zivilen Katastrophenschutz, der See- und Luftfahrt und im Funkverkehr. - Geltungsbereich Europa (mit Einschränkungen auf den Britischen Inseln und in Osteuropa nur bis etwa den 16. Längengrad). - Definition Grundlage für das ED50 bildet das Zentraleuropäische Netz (ZEN). Es hat auf dem internationalen Ellipsoid von HAYFORD eine eigene Datumsbestimmung derart, dass auf dem Gebiet Deutschlands das Reichsdreiecksnetz (Datum Rauenberg) auf das HAYFORD-Ellipsoid mittels Translation und Rotation übertragen wurde. Das ED50 ist auf den Zentralpunkt des HELMERT-Turms in Potsdam bezogen. - Koordinaten a) ellipsoidische Länge L und Breite B b) ebene UTM-Koordinaten in 6° breiten Streifen (hier Zonen genannt) mit getrennter Angabe der Zonennummer - Hinweis Zu den UTM-Koordinaten existiert ein sogenanntes UTM-Meldesystem (UTMREF), in dem Ortsangaben mit unterschiedlicher Genauigkeit durch eine Buchstaben/Zahlen-Kombination dargestellt werden. UTMREF-Angaben werden direkt aus UTM im ED50 abgeleitet. - Geschichtliche Entwicklung Nach dem Ende des 2. Weltkrieges wurde das ZEN (ein Polygonkettennetz) in den Jahren 1945 bis 1947 durch das ehemalige Institut für Erdmessung in Bamberg berechnet. Anschließend wurden 3 weitere Blöcke (Nord, Südwest und Südost) berechnet und an das ZEN angefeldert, sodass das ED50 ein umfassendes europäisches Netz darstellt, das weit nach Osten reicht und auch den Mittelmeerraum Nordafrikas einschließt.

3.3 S42 (Koordinatensystem 1942, kurz: System 42)

Anwendungsgebiete Das S42 wurde in der DDR unter strenger Geheimhaltung ausschließlich für militärische Zwecke genutzt. Bis heute wird es für die Pflege des trigonometrischen Punktfeldes der fünf neuen Bundesländer herangezogen. Für großräumige Arbeiten ist es derzeit das am genauesten realisierte Koordinatensystem. - Geltungsbereich ehemalige DDR und einige osteuropäische Nachbarstaaten - Definition Das Koordinatensystem 1942 wurde in den osteuropäischen Ländern - so auch in der DDR - 1953 als amtliches Bezugssystem eingeführt. Es bildet zugleich die Grundlage für die topographischen Karten (AS - Ausgabe Staat), die zu Zeiten der DDR als geheim eingestuft waren. Es ist gelagert auf dem KRASSOWSKY- Ellipsoid mit dem Zentralpunkt Pulkowo. - Geschichtliche Entwicklung Nach mehreren unterschiedlich genauen Realisierungsstufen entstand die gegenwärtig aktuelle durch eine gemeinsame Bearbeitung des einheitlichen astronomisch-geodätischen Netzes (EAGN) der osteuropäischen Länder. Die Auswertung wurde 1983 abgeschlossen. Das System 42/83 bildete dann die Grundlage für eine Neuberechnung aller Punkte 3. und 5.Ordnung. Mit der Vereinigung Deutschlands am 03.10.1990 wurde von den für die Grundlagenvermessung zuständigen Vertretern der alten und neuen Bundesländer beschlossen, das Deutsche Referenznetz 1991 (DREF91) auch auf die neuen Bundesländer auszudehnen. Bestehende Koordinaten sollen schrittweise in dieses einheitliche System übernommen werden, so dass Katastervermessungen in einer Übergangszeit auch weiterhin im System 42/83 ausgeführt werden können. Danach besteht das als Zwischenlösung anzusehende DHDN90 aus dem Schreiberschen Block und den angefelderten süddeutschen Netzteilen (Datumspunkt Rauenberg, Bessel-Ellipsoid) und dem 1983 berechneten Staatlichen Trigonometrischen Netz (Datumspunkt Pulkowo, Krassowski-Ellipsoid). - Koordinaten a) ellipsoidische Länge L und Breite B
b) ebene GAUß-KRÜGER-Koordinaten in 3° breiten Streifen (Mittelmeridian/Kennziffer 9°/3, 12°/4, 15°/5)
c) ebene GAUß-KRÜGER-Koordinaten in 6° breiten Streifen (Mittelmeridian/Kennziffer 3°/1, 9°/2, 15°/3) Achtung:
Aus der Kennziffer geht also nicht hervor, ob es sich um ein 3°- oder 6°-Streifensystem handelt!

3.4 S40 (Koordinatensystem 1940, kurz: System 40)

Anwendungsgebiete Wegen der strengen Geheimhaltung des S42 in der DDR wurde für zivile Zwecke das Datum des DHDN (Zentralpunkt Rauenberg) mit bewusst begrenzter Genauigkeit weiter verwendet. Die topographischen Karten - Ausgabe für die Volkswirtschaft (AV) - liegen im S40 vor. Für zivile Anwender wie Kataster oder Leitungsdokumentation o.ä.. wurden - wenn die Benutzung von Koordinaten nicht generell zu vermeiden war - S40-Koordinaten verwendet. - Geltungsbereich
fünf neue Bundesländer - Definition
Grundlage bildete das System Rauenberg (RDN) mit dem BESSEL-Ellipsoid. In dieses System wurde das System 42 in seiner zweiten Entwicklungsstufe S42/63 transformiert, wobei durchschnittliche Spannungen von 0,5 m (maximal 0,9 m) auftraten. Hinweis:
Zu den S40-Koordinaten wurden durch gebietsbezogene Zu- oder Abschläge aus "Sicherheitsgründen" noch Änderungen angebracht. Koordinatenangaben aus Zeiten der DDR sind daher stets genau auf ihre Herkunft zu prüfen.

3.5 WGS84 (World Geodetic System 1984)

Anwendungsgebiete
Satellitengestützte Positionsbestimmungen in Vermessung und Navigation berechnen Koordinaten ursprünglich in diesem weltweiten geodätischem Datum. Durch das GPS nimmt die Bedeutung von WGS84 erheblich zu. Zahlreiche weitere moderne Aufgabenstellungen mit kontinentalen oder globalen Ausdehnungen nutzen ebenfalls das WGS. Im militärischen Bereich ist für Europa eine generelle Umstellung von ED50 auf WGS84 zu erwarten. - Geltungsbereich: weltweit - Definition
Der Ursprung des 3D-kartesischen Koordinatensystems ist der Massenschwerpunkt der Erde (Geozentrum), die Achsen liegen über folgende Bezugsrichtungen präzise fest:

In diesem System ist zugleich ein weltweit bestanpassendes Bezugsellipsoid definiert. Dies ist praktisch mit dem Ellipsoid des Geodetic Reference System 1980 (GRS80) identisch.

Geschichtliche Entwicklung
Das WGS wurde von der US-amerikanischen Defense Mapping Agency berechnet und veröffentlicht. Es wird laufend dem Erkenntnisstand der Erdmessung (mit seinen modernsten Messmethoden) angepasst und verbessert. Deshalb wird der Kurzbezeichnung eine Jahreszahl beigefügt. Der Vorgänger des WGS84 war WGS72. - Koordinaten
a) geozentrische 3D-kartesische Koordinaten X, Y, Z
b) Ellipsoidische Länge L und Breite B
c) Ebene UTM-Koordinaten in 6° breiten Streifen

4. EUREF89 und DREF91

Zur Definition eines weltweiten Referenzsystems auf dem europäischen Kontinent ist das Projekt EUREF89 (Europäisches Referenzsystem 1989) ins Leben gerufen worden. Es wurde 1991 von den Landesvermessungsverwaltungen der Bundesrepublik Deutschland, dem Institut für Angewandte Geodäsie (IfAG) und anderen wissenschaftlichen Institutionen erstellt. Hiermit wird das globale Bezugssystem ETRS (Earth Terretrial Referenz System) im europäischen Festpunktfeld verankert. ETRS wird statt des WGS84 genommen, weil es weltweit besser definiert ist. Die Abweichungen zwischen ETRS und WGS84 liegen aber unter einem Meter. Die 1992 berechneten Koordinaten der 78 Verdichtungspunkte des EUREF89 haben eine Genauigkeit von etwa 4 cm in der Lage und von etwa 6 cm in der Höhe erreicht. EUREF wird in ganz Deutschland durch das deutsche Referenzsystem 1991 (DREF91) verdichtet, das inzwischen alle Landesvermessungsverwaltungen in ihrem Zuständigkeitsbereich durch sogenannte C-Netze verdichtet hat. Dabei wurden zusätzliche Punkte in einem Abstand von ungefähr 25 km eingeschaltet. Das Ergebnis sind 3-D Koordinatensätze mit 1 bis 2 cm Genauigkeit in der Lage und 2 cm in der Höhe.

5. SAPOS

Die SAPOS-Referenzstationen ersetzen bei Messungen im Differential GPS-Modus (DGPS) den notwendigen zweiten GPS-Empfänger und bieten somit erhebliche Einsparungen auf der Nutzer- und Betreiberseite. Für die Nutzung der SAPOS-Referenzstationen werden Entgelte erhoben. Die LGN betreibt z. Z. (1999) 23 SAPOS-Referenzstationen, landesweit sind ca. 40 Stationen vorgesehen, die bedarfsorientiert bis zum Jahre 2001 eingerichtet werden. Vier SAPOS-Dienste sind in Niedersachsen verfügbar: Der EPS (Echtzeit-Positionierungs-Service) mit einer Genauigkeit von 1 bis 3 Metern kann in Niedersachsen landesweit genutzt werden. In Zusammenarbeit mit dem Norddeutschen Rundfunk werden DGPS-Korrekturdaten über die UKW-Sender in den Sendegebieten Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein abgegeben, mit denen der Anwender seine gemessenen Entfernungen zu allen sichtbaren Satelliten verbessern kann. Dieser Dienst endet nicht an den Landesgrenzen, auch die benachbarten Landesvermessungen strahlen mit ihren jeweiligen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten Korrekturdaten aus. Natürlich können EPS-Daten auch über die eigenen 2 m-Band-Sender der LGN empfangen werden. Der HEPS (Hochpräziser Echtzeit-Positionierungs-Service) bietet eine Genauigkeit von 1 bis 5 Zentimetern. Die Korrekturdaten werden über die Sender der LGN im 2m-Band ausgestrahlt; sie können auch über Mobiltelefon (GSM) abgerufen werden. Der GPPS (Geodätischer Präziser Positionierungs-Service) mit einer Genauigkeit von 1 Zentimeter ist nicht in Echtzeit, sondern im "near-online-Verfahren" oder nach der Messung im "Postprocessing" nutzbar.

Die von den SAPOS-Referenzstationen ständig registrierten Signale der GPS-Satelliten werden dem Nutzer im RINEX-Format über Telefonanschluß (Mailboxsystem) und Datenträger bereitgestellt. Die Daten für eine "near-online-Anwendung" sind über Mobiltelefon (GSM) zu erhalten. Mit Hilfe des GHPS (Geodätischer Hochpräziser Positionierungsservice) lassen sich Genauigkeiten im Millimeter-Bereich erzielen. Die auf den SAPOS-Stationen gespeicherten Satellitendaten im RINEX-Format ermöglichen es, durch Langzeitauswertungen Aussagen über geodynamische Fragestellungen zu treffen.

SAPOS-Referenzstationenzum Vergrößern Bild anklicken 
 
Künftige Entwicklung des Lagefestpunktfeldes (vgl. Nachrichten d. NVuKV 4/99)