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Lernfeldkonzept - Was ist die ordnungspolitische Grundlage?
Lernfeldkonzept – Wo liegen mögliche Ausgangspunkte?
Lernfeldkonzept – Was sagt die KMK dazu?
Lernfeldkonzept – Was sind die Keywords?
Lernfeldkonzept – Wie werden die Zusammenhänge gesehen?
Lernfeldkonzept – Welche konzeptionellen Veränderungen sind damit
verbunden?
FAQ - Frequently
asked questions
zum Lernfeldkonzept
· Vorherrschaft der Vermittlung von Faktenwissen, welches – in elementarisierter Form – aus den Fachwissenschaften gewonnen wird.
· Orientierung an einer fachlichen Spezialisierung, sowie an Problem- und Strukturprinzipien der Fachwissenschaften.
· Auf Wissenswiedergabe gerichtetes Lehren und kognitive Ausrichtung des Lernens.
· Bevorzugung sprachlich orientierter, lehrerzentrierter Vermittlungsformen. (Vgl. Pätzold (1998): Lernfelder und Kooperation, S. 8 ff.)
“Handlungsfelder sind zusammengehörige Aufgabenkomplexe mit beruflichen
sowie lebens- und gesellschaftsbedeutsamen Handlungssituationen, zu deren
Bewältigung befähigt werden soll. Handlungsfelder sind immer
mehrdimensional, indem sie stets berufliche, gesellschaftliche und individuelle
Problemstellungen miteinander verknüpfen. Die Gewichtung der einzelnen
Dimensionen kann dabei variieren. Eine Trennung der drei Dimensionen hat
nur analytischen Charakter.“ (Bader, R. (2000): Konstruieren von Lernfeldern.
In: Bader / Sloane (Hrsg.) Lernen in Lernfeldern, Markt Schwaben, S. 41 f.)
„Handlungsfelder sollten u. E. als komplexe Aufgabenbereiche formuliert werden, die Aufgabenbündel zusammenfassen und berufliche sowie außerberufliche Lebensbezüge aufzeigen. Zentrale Aufgabe für die Curriculumentwicklung ist die Bestimmung und Abgrenzung von Handlungsfeldern, die zur Kompetenzentwicklung beitragen. Handlungsfelder dienen aus Sicht der Lehrenden und Curriculumentwickler als Reflexionsgegenstand zur Gewinnung von Lernfeldern aber auch - aus Sicht der Lernenden - als Anwendungsfeld der schulischen Lerngegenstände. Lernfelder abstrahieren von den Spezifika und Unterschiedlichkeiten potenzieller Handlungsfelder in einem Ausbildungsbetrieb. Sie sind somit immer auch als Modelle für die individuelle Praxis anzusehen. Somit müssen sie in Hinblick auf diese Praxis exemplarisch sein.“ (Kremer / Sloane (1999): Lernfelder implementieren, MTW Heft 17, S. 11)
Klärungsbedarf besteht hinsichtlich:
o
„Wie bestimmt man relevante Handlungssituationen? Was sind die typischen,
relevanten,exemplarischen Handlungsmuster,
die man dem Lehrplan zugrunde legt? Welche Kriterien legt man hierbei an?
o
Bei der Frage der Systematik von Handlungsfeldern stellt sich dann die
weitergehende Frage, ob man hierbei von Situationsmodellen oder Prozeßmodellen
ausgeht. Beschreibt man beispielsweise Fallsituationen oder Abläufe?
Für beide Modelle gibt es in der didaktischen Literatur Vorbilder.
So könnte man für Situationsmodelle Anleihen bei den berufspädagogischen
Modellen nehmen, die auf eine Strukturierung des beruflichen Wirkungsraums
ausgehen (zu verweisen wäre hier z. B. auf die Fallstudiendidaktik
von Reetz 1988); bei Prozeßmodellen finden sich Hinweise in berufspädagogischen
Ansätzen zur Geschäftsprozeßorientierung, zur
auftragsorientierten Ausbildung usw. (vgl. bspw. Stratenwerth, 1992)“ (Kremer
/ Sloane (1999): Lernfelder – Motor didaktischer Innovationen? In: KWP, 14.
Jg., Heft 26, S. 41)
Lernfelder
„Lernfelder sind didaktisch begründete, schulisch aufbereitete Handlungsfelder.
Sie fassen komplexe Aufgabenstellungen zusammen, deren unterrichtliche Bearbeitung
in handlungsorientierten Lernsituationen erfolgt. Lernfelder sind durch
Zielformulierungen im Sinne von Kompetenzbeschreibung und durch Inhaltsangaben
ausgelegt.“ (Bader, R. 2000: Konstruieren von Lernfeldern. In: Bader / Sloane
(Hrsg.) Lernen in Lernfeldern, Markt Schwaben, S. 42)
„Es wäre
zu fragen, was den qualitativen Unterschied zwischen dem, wie auch immer
gewonnenen Handlungsfeld auf der einen und dem Lernfeld
auf der anderen Seite ausmacht. Hierbei geht es v. a. um die Klärung
dessen, was unter didaktischer Aufbereitung verstanden werden soll. Ohne
Vollständigkeit zu beanspruchen, erscheinen uns folgende Aspekte wichtig:
-
Die Differenz zwischen Handlungsfeld und Lernfeld ergibt sich über
den Bildungsauftrag der berufsbildenden Schule. Hierfür ist es notwendig,
eine bildungstheoretische Diskussion über Ziel und Anliegen von
schulischen Bildungsanteilen in der dualen Ausbildung zu führen.
- Diese Diskussion muß schulintern geführt werden. Lernfelder sind beabsichtigt vage Vorgaben, deren Präzisierung in den jeweiligen Schulen durch die Lehrgangskommissionen vorgenommen werden muß. [1] Hierfür bedarf es einer schulinternen Diskussion um das Schulprofil, das Leitbild der schulischen Arbeit, was u. E. zwingend wiederum eine Auseinandersetzung über das Bildungsziel und den Bildungsauftrag der jeweiligen Schule impliziert. Dies verweist nachhaltig auf die organisatorische Dimension des Lernfeldansatzes.“ (Kremer / Sloane (1999): Lernfelder – Motor didaktischer Innovationen? In: KWP, 14. Jg., Heft 26, S. 41)
Lernsituationen
„konkretisieren Lernfelder. Dies geschieht in Bildungsgangkonferenzen
durch eine didaktische Reflexion der beruflichen sowie leben- und gesellschaftsbedeutsamen
Handlungssituationen.“ (Bader, R. 2000: Konstruieren von Lernfeldern. In:
Bader / Sloane (Hrsg.) Lernen in Lernfeldern, Markt Schwaben, S. 41 f.)
„Lernfelder werden für die Unterrichtsarbeit in Form von Lernsituationen präzisiert. Wir verstehen diese Lernsituationen didaktisch i. S von komplexen Lehr-/Lernarrangements. Bei der Gestaltung der Lernsituationen resp. von Unterricht muß daher der Bezug zu den 'individuellen' Handlungsfeldern der Lernenden wieder hergestellt werden. Dies zeigt sich darin, dass die in Lernsituationen angebotene Theorie in einem Anwendungszusammenhang gebracht wird. Das erworbene Wissen bezieht sich nicht abstrakt auf die Wirklichkeit, sondern kann auf konkrete Handlungsfelder und deren Problemstellungen bezogen werden. Eine Grundidee ist somit, Lerntransfer durch den Erwerb situierter Theorie zu unterstützen (vgl. Sloane / Twardy / Buschfeld (1998): Einführung in die Wirtschaftspädagogik, Paderborn, S. 320). Im übrigen zeigt dies bereits auf, dass es keinen Widerspruch zwischen Fachtheorie (Fachinhalte) auf der einen Seite und Lernfelder bzw. daraus abgeleiteten Lernsituationen auf der anderen Seite gibt. Vielmehr stellen Lernfelder neue Ordnungssysteme für das Fachwissen dar.“ (Kremer / Sloane, (1999): Lernfelder implementieren, MTW Heft 17 S. 11 f.)
„Aufgabe der Schule bzw.
der Lehrerinnen und Lehrer ist es daher, aus Lernfeldern Lernsituationen
zu entwickeln. Hierbei handelt es sich u. E. um komplexe Lehr-/Lernarrangements.
Ziel ist es schließlich den Transfer des in Lernsituationen von Lernenden
erarbeiteten Wissens in die Lebenssituation (Handlungsfelder) der Lernenden
zu unterstützen. Somit löst sich auch ein vermeintlicher Widerspruch
zwischen Fachwissen auf der einen und Lernfeld auf der anderen Seite auf.
Genaugenommen wird im Lernfeldansatz das Fachwissen re-organisiert (siehe
hierzu auch weiter unten die Unterscheidung in systematisches und kasuistisches
Wissen). Hier findet eine Weiterführung der Überlegungen zum fächerübergreifenden
und handlungsorientierten Unterricht statt.“ (Kremer / Sloane (1999): Lernfelder
– Motor didaktischer Innovationen? In: KWP, 14. Jg., Heft 26, S. 41)
„Lernsituationen sind curriculare Strukturelemente der Lernfeldkonzeption.
Sie gestalten die Lernfelder für den schulischen Lernprozess aus.
So gesehen sind Lernsituationen kleinere thematische Einheiten im Rahmen
von Lernfeldern. Sie haben für das Lernen im Lernfeld exemplarischen
Charakter, indem sie Zielformulierungen und Inhalte aus den Lernfeldern
vor dem Hintergrund der beruflichen Aufgabenstellungen und Handlungsabläufe
aufnehmen und für die unterrichtliche Umsetzung didaktisch und methodisch
aufbereiten. Insgesamt orientieren sich Lernsituationen am Erwerb umfassender
Handlungskompetenz und beachten die Entwicklung möglichst aller Kompetenzdimensionen.“
(Müller / Zöller, (Hrsg.) (2000): Arbeitshilfe für Rahmenlehrplankommissionen,
Stand: 09/2000, Glossar o. S.)
„Feld“-begriff
"Mit der vielfältigen Verwendung und teils beabsichtigten Unschärfe des Feldbegriffs korrespondiert die Tendenz, neue beziehungsweise vernachlässigte Lernmöglichkeiten in schulischen und außerschulischen Bereichen zu erschließen. Das ist etwa der Fall, wenn durch Curriculumrevision traditionelle Fächerstrukturen aufgebrochen und fächerübergreifende Lernbereiche eingeführt werden sollen. In diesem Zusammenhang signalisiert der Ausdruck 'Lernfeld' Veränderungsabsichten in dreierlei Hinsicht: Abkehr vom Fächerprinzip als historisch überliefertem 'Vermittlungsrahmen' für die Verschulung des gesellschaftlichen Wissensvorrats, die Neubestimmung des Verhältnisses von institutionalisierten Lerninhalten und institutionell vernachlässigtem Alltagswissen sowie schließlich – damit verbunden – die Vermeidung starrer Grenzziehung zwischen den im Unterricht vermittelten Wissensbeständen." (Kutscha (1995): Lernfeld. In: Haller / Meyer (Hrsg.): Ziele und Inhalte der Erziehung und des Unterrichts. Enzyklopädie Erziehungswissenschaft, Bd. 3, Stuttgart, S. 531 f.).
„Handlungsfelder suggerieren u. E. vordergründig
eine Deckungsgleichheit mit betrieblichen Anwendungsfeldern. Spätestens
auf der Ebene der Lernfelder muß aber gefragt werden, worauf sich
der Aspekt '-feld' bezieht. Empfehlenswert erscheint uns eine Orientierung
am Lebensraum der Schülerinnen und Schüler und eine Ausrichtung
auf die Bewältigung dieses Lebensraums und nicht eine Verengung auf betriebliche
Anwendungsfelder und der funktionalen Bewältigung dieser Felder.“ (Kremer
/ Sloane, (1999): Lernfelder - Motor didaktischer Innovationen? In: KWP,
14. Jg., Heft 26,
S. 42)
„Für ein lerntheoretisches Lernfeld-Konzept sind folgende Punkte zu berücksichtigen:
· die strukturellen Bedingungen des jeweiligen Lernfeldes sowie dessen subjektive Wahrnehmung durch die Lernenden;
· die Verbindungen des Lernfeldes mit anderen Lebensbereichen;
· die Art und Weise der Übergänge zwischen den Lernfeldern sowie
· die Einbindung des Lernfeldes in Teilsysteme und in das Gesamtsystem.
Aspekte einer lernfeldorientierten Didaktik sind dann:
· eine ganzheitliche Betrachtungsweise;
· Lernen wird als situatives Geschehen angesehen, d. h. die natürlichen Lernfeldbedingungen und deren Wahrnehmung durch die Lernenden werden berücksichtigt;
· ausgehend vom „Lebensraum“ der Lernenden werden didaktische Einheiten gebildet. (Schäfer (1998): Entwicklung von Handlungskompetenz zur Gestaltung beruflicher Handlungsfelder. In: Sloane / Bader / Straka (Hrsg.) 1998: Lehren und Lernen in der beruflichen Aus- und Weiterbildung, S. 164.)
· „Handlungsfelder werden didaktisch zu Lernfeldern aufbereitet. Lernfelder bieten einen Rahmen zur Rekonstruktion von Lebenssituationen. Diese sind nicht betriebsspezifisch zu entwickeln, sondern sollen Generalisierungen von betrieblichen und außerbetrieblichen Lebensräumen der Lernenden darstellen.
· Die Überführung von Handlungsfeldern in Lernfelder ist Bestandteil der Curriculumentwicklung, die einerseits von Rahmenlehrplankommissionen aufgearbeitet, aber auch für die Arbeit in berufsbildenden Schulen vorbereitet wird. Teile curricularer Präzisierungsarbeiten, die bisher außerhalb der Schule vorgenommen wurden, sind nun in den Schulen auszuführen. Lehrende erhalten so curriculare Aufgaben und eine Schule erhält die Aufgabe ihre bildungstheoretische Position zu bestimmen.
· Auf der Grundlage der Lernfelder werden Lernsituationen entwickelt. Mit der Lernfeldkonzeption ist im Sinne eines handlungsorientierten Unterrichts die Ausarbeitung komplexer Lehr-Lernarrangements verbunden. In solchen Arrangements werden die kasuistischen Strukturen des Handlungsfelds rekonstruiert, jedoch zum einen mit einer Bildungsabsicht und nicht als funktionale Vorbereitung auf Betriebsarbeit und zum anderen mit dem Anspruch, Fachwissen zu situieren.
· Ziel dieser Arrangements ist die Förderung transferfähigen Wissens, welches das Handeln der Lernsubjekte in potenziellen Handlungsfeldern der Praxis verbessert.“ (Kremer / Sloane (1999): Lernfelder implementieren, MTW, Heft 17, S. 12)
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Die Lernfeldkonzeption fordert eine Neuformierung des Systems ‚berufsbildende Schule’. Die Abbildung (Kremer / Sloane, 1998, Lernfelder implementieren, MTW Heft 17, S. 22) soll zeigen welche Ebene von dieser Neuordnung betroffen ist und welche Aufgabenstellungen sich verändern. Klassische Aufgabenverteilungen und Rollenerwartungen werden durch die Lernfeldkonzeption in Frage gestellt und benötigen Klärungsbedarf zwischen den Beteiligten. Durch das Lernfeldkonzept erfolgt eine Verschiebung der Aufgaben wie sie die nächste Abbildung verdeutlicht.
„Die Lernfeldkonzeption verlangt zwar, dass der mit (neuer Zustand durch die Lernfeldkonzeption) gekennzeichnete Zustand erreicht wird, allerdings ist hierzu eine Veränderung des Gesamtsystems notwendig. Unsicher ist, ob mit der Lernfeldkonzeption das angestrebte 'kreative' Gleichgewicht erreicht werden kann. Die Pfeile in der Abbildung deuten notwendige Veränderungen an. Die Aufgabenverantwortung stellt sich neu – bezogen auf die Lehrenden kann gesagt werden, dass sich die Tätigkeit der Lehrenden aus dem Klassenraum verschiebt und durch Aufgabenbereiche aus ehemals anderen Bereichen angereichert wird. (...) Gleichzeitig gewinnt hier die Forderung aus den Schulen an Bedeutung, dass auch auf bildungspolitischer Ebene eine entsprechende Diskussion geführt werden muss. Parallel zur schulischen Revision muss eine entsprechende Revision auf Seiten der Kultusbürokratie, einschließlich der Landesinstitute, erfolgen.“ (Kremer / Sloane 2000: Lernfeldkonzept – Erste Umsetzungserfarhungen und Konsequenzen für die Implementation. In: Bader / Sloane (Hrsg.) 2000: Lernen in Lernfeldern., S. 80)